Ein wie ich finde sehr guter Kommentar zum jüngsten Konflikt in Georgien:
Russland am Ziel: Der Kaukasus wieder unter Kontrolle, der Westen verstört. Warum gab EU-Ratspräsident Sarkozy in Moskau ein so schwaches Bild ab? Warum war die Rolle des Westens so kraftlos?
Der schmutzige, kleine Krieg ist eine blutige Lektion in Machtpolitik: hochprofessionell die Russen, naiv die Europäer. Während wir baten, argumentierten, forderten, rollte Moskaus Militärmaschine – Start, Ziel, Sieg.
Wir unterschätzen Moskaus Ehrgeiz, wir hören nicht genau hin. Es war nicht schlechte Laune, als ein Präsident Putin sein heftiges Nein aussprach zu NATO-Träumereien der Ukraine. Als er Nein sagte zur US-Raketenabwehr in Osteuropa.
Lektion eins: Wenn es um das ureigene Interessensgebiet geht, um Ränder und Randkonflikte aus der Sowjetzeit, dann handelt Russland nicht kooperativ. Sondern mit den alten Reflexen. Militärisch. Imperial. Das muss man nicht beweinen, sondern professionell in die eigene Außen- und Sicherheitspolitik einarbeiten.
Lektion zwei: Es ist deswegen riskant, ehemaligen Sowjetstaaten neben schönen Handelsbeziehungen auch noch die Mitgliedschaft im westlichen Militärbündnis zu verheißen. Der NATO-Generalsekretär machte noch heute den geschlagenen Georgiern diese Hoffnung. Genau damit werden wir Konfliktpartei.
Lektion drei: Nach diesen blutigen Tagen im Kaukasus werden die geostrategischen Landkarten noch mal neu gezeichnet. Mit klaren Machtsphären, nicht mit Wunschbildern von friedlichen Nachbarn und Partnern.
Kommt der Kalte Krieg zurück? Wegen zweier Provinzen in Georgien? Nein. Aber das Denken in Blöcken kommt zurück: unser Hinterhof, euer Hinterhof.
Und wer waren nun die Guten, wer die Bösen im Machtspiel? Niemand. Wir wissen nur, wer die Toten sind.