Feuertaufe am Hochgschirr

Vorbereitung Nach zwei Jungesellenabschieden am Berg und einer Zwei-Tages Tour zwischen Tegern- und Schliersee sollte dies meine erste echte alpine Wanderung werden. Deswegen hieß es sich einlesen und die Ausrüstung […]

Vorbereitung

Nach zwei Jungesellenabschieden am Berg und einer Zwei-Tages Tour zwischen Tegern- und Schliersee sollte dies meine erste echte alpine Wanderung werden. Deswegen hieß es sich einlesen und die Ausrüstung zusammen stellen. Das Einlesen habe ich mal übersprungen, da ich in guter Begleitung einfach direkt fragen würde. Bei der Ausrüstung habe ich aber versucht mich vorzubereiten.

Ausrüstung

Nach der Runde am Schliersee vor fünf Jahren, hatte ich zwar gelernt wie gut die Bayrische Küche ist aber auch arge Probleme mit den Füßen. Die eingesetzten Panama Jacks waren nicht ganz Wandermaterial. Also ging es zum Einkaufen. Da ich nicht sofort jedes Wochenende in die Berge gehen werde, habe ich mich für einen günstigeren Shopping-Trip zum Decathlon statt Engelhorn entschieden. Am Ende kam ich zu folgender Ausstattung:

  • Neuanschaffungen:WP_20130823_001
  • Vorhandenes:
    • 3/4 Laufhose
    • Sporthemd
    • Unterhosen
    • Kulturbeutel (Zahnbürste, Zahncreme, Duschgel, Nivea Creme, Kontaktlinsen Mittel, Waschlappen)
    • Handtuch
    • Basecap
    • Buff Multifunktionstuch
    • Kamera
    • Smartphone
    • USB Ladekabel
    • Multitool
    • Zipbags
    • Rucksack – Deuter Futura 42 AC
    • Die guten alten Birkenstocks als Hüttenschuh
    • Wegen des angekündigten Regens: die Project One Softshell (statt Fleece- und Radregenjacke)

Insgesamt hatte ich mit keinem der Gegenstände Probleme. Allerdings sollte ich die Masse des Materials unterschätzt haben. Neben einigen Streichungen wird es bei einem weiteren Trip ein einziges wichtiges neues Item geben: eine Wasserblase, aus der man direkt per Schlauch trinken kann. Ob Wanderstöcke bei der nächsten Tour am Rucksack hängen weiß ich aber noch nicht.

Die Tour

10:36 Stunden, 2048 Höhenmeter, 39,93 km sind die Kennzahlen der Wanderung die mich im August 2013 alpin angefixt hat.

Wanderung

Aufstieg

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Von Ludwigshafen ging es erst mal um 10:00 mit dem Auto nach Neckarsulm. Dort wurde kurze umgeladen und gemeinsam mit Tobis Wagen fuhren wir bei angenehmen Verkehr weiter nach Berchtesgaden. Vom Parkplatz Hinterbrandt ging es dann zu Fuß durch leichten Nebel unter Regenwolken in 1:41 hrs 688m über 5,86km rauf zum Carl-von-Stahl Haus (1.736m). Den Abstecher zum Jenner (1874m) haben wir wegen schlechter Sicht ausgelassen. Bei dieser ersten Etappe der drei Tage habe ich schon ordentlich den Puls gespürt. Auf der Hütte stießen dann Steve, Kai und Toro zu uns. Nach einem guten Gulasch mit Semmelknödel, ein-zwei-sechs Weißbier, Enzian und Haselnussschnaps ging es für eine ruhige Nacht ins Lager. Ruhig war es tatsächlich, denn, was mir bis jetzt nicht bewusst war, die Wirte sind sehr auf Ruhe in der Hütte bedacht. Dazu gab es am ersten Tag auch direkt ein Beispiel:

Als wir auf dem Hinterbrandt ankamen, machte sich gerade eine (vermutliche) Junggesellenabschiedsgruppe auf zu Schneibsteinhaus, welches unter dem Carl-von-Stahl Haus liegt. Aufgrund derer zwei Kästen Bier und deutlichem Alkoholspiegel überholten wir die Gruppe bald und hörten dann nur noch talseitig von ihnen. Eigentlich dachten wir die Kollegen schon los zu sein, als später im Carl-von-Stahl Haus ein ausgenüchtert wirkender Wanderer der Gruppe vorsichtig nach freien Lagern fragte. Der Wirt vom Schneibsteinhaus hatte der Gruppe in Anbetracht des Verhaltend die Herberge verwehrt.

Im Hagengebirge

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Am Samstag ging es um 8:30 (angeblich vergleichsweise spät) bei Sonnenschein und leichter Bewölkung los. Da an uns alle das Frühstück nicht ran wollte ging es nach einem schnellen Kaffee direkt auf den Schneibstein (2.276m), dem höchsten Punkt unserer Tour. Hier kam es auch zu meinem ersten Denkfehler bei der Vorstellung was Wandern in den Alpen heißt. Da waren keine Wege, sondern ein mit Farbe markierter Pfad zum Gipfel. Generell wie von Tobias angekündigt anspruchsvoller aber auch spaßiger als der „Spaziergang“ des ersten Tags. Ab dem Schneibstein, ging es dann weglose über zwei weitere Gipfel mit Hilfe der sog. Steinmännchen bis zu einem Geröllfeld hinter dem Hochsoienkopf. Bis dahin hatte ich noch fleißig Bilder gemacht, doch die Kamera wanderte in Anbetracht der kommenden Rutschpartie im Rucksack. Der Abstieg über 74 Höhenmeter durch dieses Geröllfeld markiert für mich den spannendsten Part der Wanderung, da man hier tatsächlich durch loses Gestein rutscht. Großer Abstand zwischen den Wanderern und sicherer Tritt waren bei dieser Aktion das A&O. Hier muss ich auch meine Schuhe besonders erwähnen, da diese, obwohl klobig, sehr trittsicher sind. Nach dem Geröllfeld ging es am Seeleinsee vorbei zum Hochgschirr. Hier haben mich dann nach fünf Stunden auf 1945m die Kräfte verlassen. Also heftete ich mich an Tobis wirklich abartig grüne Schuhe und trabte hinter der Gruppe her. Bei der restlichen Strecke fallen mir zwei besondere Schwierigkeiten auf:

  • Bergab musste man auf rutschigem Splitt und besonders vorsichtig treten, da sonst der Fuß weg rutscht und zu einem „Hallo! Wach!“ beinahe Sturz führt. Hier bekam ich auch das erste Mal Lust einfach los zu rennen. So sollte sich der „undynamische“ einzelne Tritt optimieren lassen.
  • Bergauf machte mir das Gewicht (der Ausrüstung) zu schaffen, da muss optimiert werden. Das Gewicht, der Rucksack und die Kardio.

Mit drei weitere Pausen und viel Geduld meiner Mitwanderer schleppe ich mich über die Regenalm bis zur Gotzenalm, wo mich 45 Minuten seligsten Schlafs erstmal Kräfte tanken ließen. Wieder aufgewacht, erfahre ich, dass es Kai konditionell besser drauf ist aber er seit dem letzte Stück der Strecke mit Magenkrämpfen das wahrlich schlechtere Los gezogen hatte. Da es inzwischen 17:00 ist und wir „Einchecken“ dürfen wird er ins Lager gebracht. Wir anderen machen uns zum Feuerpalfen auf und genießen einen Blick auf den Königssee und St. Bartholomä. Diese Aussicht könnten wir noch bei schönen Wetter genießen. Leider verdirbt uns aber, wie schon den Rest des Tags ein Tiefdruckgebiet mit viel Dunst die klare Weitsicht. Nach einem deftigen Abendessen auf der Terrasse verzogen wir uns in die Hütte. Dort hörten wir dann auch bei einem leckeren Kirschstreusel und Weißbier draußen den Regen und Gewitter einsetzen. Der Regen sollte bis zum Morgen nicht aufhören. Doch das gleichmäßige trommeln der Tropfen ließ uns im Lager dann gut einschlafen. In meinen Knochen steckten jetzt weitere 6:50 Stunden, 13,74 km und 1082 Höhenmeter.

Abstieg & Heimfahrt

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Nach einer unruhigen Nacht hatte ich wider erwartet keinen Muskelkarter. Kai ging es auch wieder besser. Dieses Mal nahmen wir das Frühstück ein und stärkten uns für die letzte und einfachste Etappe der Tour. Die Ausrüstung mussten wir aber auf Regen umstellen.  Das Gewitter hatte über Nacht zwar nachgelassen, doch unvermindert konnte man nicht trockenen Fußes wandern. Dieses Mal ging der Weg über „ausgebaute“ Forst- und Wanderwege. Nach etwa zwei Stunden, zehn Kilometern und 278 Höhenmetern erreichen wir den Hinterbrandt. Dort zogen wir die nassen Klamotten aus und trockene Sachen aus den Autos an. Da wir gut in der Zeit lagen, ging es zu einer Stärkung zum Windbeutelbaron. Diese Stärkung sollte noch bitter notwendig sein, denn Regen und Urlaubsverkehr brachten den Verkehr um München zum Erliegen. Wir fuhren dann von Googlemaps und here.com geführt über die B304 nach und durch München, statt wie vom BMW-Navi gefordert über A8 und A99 um München herum. Dies sollte uns im Vergleich zu Toro und Kai knapp 90 Minuten einbringen. Dennoch zog sich die Heimfahrt durch den Regen extrem.

Fazit

Auch wenn ich keine sportliche Glanzleistung hingelegt habe, fand ich das Wochenende einfach nur gut. Besonders der weglose Teil vom Schneibstein über Windschartenkopf hat es mir angetan. Ich freue mich schon auf das nächste Jahr wenn das Weißbier-Vernichtungs-Quintett wieder zuschlägt. Bis dahin heißt es aber einiges zu optimieren. Am wichtigsten sind die Gewichtseinsparungen beim Gepäck, hier möchte ich bei einer weiteren Tour mit meinem Vaude Tracer 20 statt des 42l Ungetüms von Deuter auskommen. Wenn dann noch die Wasserblase einer Dehydrierung vorsorgt, muss nur noch die Kardio stimmen. Zum Trailrunner werde ich mich aber erst mal nicht bekehren lassen ;).

Wer die Tour aus einer anderen Sicht nachlesen möchte, sollte auf Steves Seite uptothetop.de gehen, dort kann man sich auch über andere alpine Themen informieren.

Bilder

Wie zu erwarten waren nicht viele der 160 Aufnahmen zu gebrauchen, die Highlights habe ich hier schnell bearbeitet und angehängt: